Sabine Zimmermann
Sabine Zimmermann ist Vorsitzende des Familienausschusses des Bundestages und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Über mich
Ich bin am 30. Dezember 1960 in Pasewalk geboren.
Meine Mutter war damals Stenotypistin und mein Vater Gießereifacharbeiter.
Da meine Eltern berufstätig waren, bin ich in die Wochenkrippe in Pasewalk gekommen. Am Montag früh war der Abschied, wie mir meine Mutter erzählte, für uns beide immer sehr schwer. Sie durfte, obwohl das eigentlich nicht zulässig war, mittags mal durch die Scheibe schauen, wenn ich schlief.
Meine Kindheit und Jugend in der DDR
Kulturell war ich auch aktiv und nahm an der Auswahl „Junger Talente“ teil. Wir hatten sogar Auftritte mit einer eigenen Band und wurden von der ehemals bekannten Sängerin Jenny Petra angeleitet.
Dann stand ich vor der Berufswahl, jedoch waren in Mecklenburg – Vorpommern die Möglichkeiten nicht so groß. Ich hätte in der Landwirtschaft oder im Forstbereich einen Beruf erlernen können.
Mit Unterstützung meiner Eltern habe ich mich für die Ausbildung Anlagentechniker mit Abitur entschieden und lernte von 1977 bis 1980 im VEB Klinker- und Ziegelwerke Großräschen. Obwohl das ein Männerberuf ist, war es eine schöne Zeit.
Wichtig war für mich das Abitur, denn mein größter Traum war es, Journalistik zu studieren.
Das wurde jedoch abgelehnt mit der Begründung, ich hätte zu viel Westverwandtschaft. Meine beiden Omas und Opas sind mit ihren Kindern kurz vor der Grenzschließung in die Bundesrepublik gegangen. Mein Vater und meine Mutter hatten sich aber entschieden, in der DDR zu bleiben, da ich damals gerade geboren war und mein Vater ein Lehrerstudium begonnen hatte.
So wurde ich – wie es damals hieß – „umgelenkt“ in ein Studium zur Baustofftechnologin. 1984 absolvierte ich mein Praktikum im VEB Ziegelwerke Karl – Marx – Stadt in Zwickau, wo ich dann auch bis 1990 als Technologin gearbeitet habe.
Dann kam die Wende, und da meine gesamte Verwandtschaft in den alten Bundesländern wohnte, machten wir sozusagen 1990 unsere Familienzusammenführung und gingen nach Bayern in die Oberpfalz.
Betriebsratsvorsitzender MAN Plamag Plauen.
Dort lernte ich den DGB – Kreisvorsitzenden von Weiden kennen, und er bat mich, ehrenamtlich beim DGB Seminare mit Betriebsräten mitzugestalten. Thema war dabei vor allem „Weg mit der Mauer in den Köpfen“ Es war eine interessante Zeit für mich, denn es gab viele, die den Osten nur vom Hörensagen kannten.
Ich habe mich dann in meinem Beruf beworben, bekam allerdings nur Absagen mit der Begründung: „Frauen in dieser Position – das gibt’s bei uns nicht!“
So habe ich hautnah erlebt, daß ich einen Männerberuf hatte.
Das war für mich der Anstoß, mich für Chancengleichheit von Frauen beim DGB politisch einzusetzen.
Ich habe viele Erfahrungen in meiner ehrenamtlichen Zeit beim DGB Weiden sammeln können.
Dann wurde ich gefragt, ob ich mich in Zwickau zur Wahl des 1. DGB-Kreises in Ostdeutschland stellen würde. Nach langer Überlegung habe ich zugesagt und trat im September 1991 gegen einen Kollegen aus Nürnberg an. Diese Wahl habe ich damals verloren. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Rede vor so vielen Menschen, ich war aufgeregt und meine Füße waren wie Blei. Ich dachte schon, ich schaffe den Weg zum Rednerpult nicht. Aber ich habe allen Mut zusammengenommen und es geschafft.
Heinz Werner Meyer war damals DGB Vorsitzender, ich habe ihn noch kennengelernt, leider ist er kurze Zeit später verstorben.
Dann fing ich 1992 beim DGB Sachsen an und war bis 1997 als Gewerkschaftssekretärin, Jugendbildungsreferentin, Landesjugendsekretärin und seit 1997 gewählte Kreis- und ab 2001 Regionsvorsitzende der Region Vogtland – Zwickau tätig. Ich vertrete ca. 50 000 Mitglieder in meiner Region.
Seit 2005 bin ich zusätzlich Mitglied des Bundestags. Um alles zu bewältigen, gibt es beim DGB einen Geschäftsführer, der mich bei den Tagesgeschäften unterstützt.
Meine Doppelfunktion empfinde ich als positiv, so kann ich mehr für die Kolleginnen und Kollegen bzw. für die Bürger tun.
Ich sehe meine Doppelfunktion nicht als Job, sondern als Berufung. Eine Berufung, für Menschen da zu sein – und das war immer mein Ziel.